Sarah, die Tochter des Reisejournalisten Mark Gielen, wird 20. Das ist für ihn Anlass, verschiedene Kindertagesstätten zu besuchen, denn die Welt hat sich verändert, seit Sarah im Kindergarten war. Gielen hat Kindergärten in Gent (Belgien), Auby (Frankreich), Berlin (BRD) und Birmingham (England) kennen gelernt und einen 50-minütigen Film über sie gedreht. Dabei interessierte ihn besonders, ob und wie es den verschiedenen Kindertageseinrichtungen gelungen ist, der Vielfalt der gesellschaftlichen Zusammensetzung in ihren Umfeldern zu begegnen.
Die vier ausgewählten Kindergärten liegen alle in bunten, ethnisch gemischten Stadtvierteln. Obwohl sie sehr unterschiedlich sind das St. Thomas Excellence Centre in Birmingham bietet Kinderbetreuung als eine unter vielen Dienstleistungen an, in Auby können Eltern Fortbildungskurse belegen und ihre Kinder auch kurzfristig unterbringen, gibt es eine Gemeinsamkeit: Eltern werden mit Achtung und Respekt behandelt. Erziehungspartnerschaft, die aktive Einbindung der Mütter und Väter in den Alltag des Kindergartens ist ein wichtiges Ziel. Das drückt sich nicht nur in der Haltung und Einstellung der Mitarbeiterinnen aus, sondern auch in ganz alltäglichen Situationen, zum Beispiel: Begrüßungen in den Sprachen der Eltern signalisieren ihnen jeden Tag, dass sie mit ihrer Sprache und ihrer Herkunft in der Einrichtung willkommen sind. Ob Alleinlebende, gleichgeschlechtliche Eltern oder Großfamilien alle Familienformen sind gleichberechtigt. Auf einer Weltkarte zeigen Fähnchen an, wo die Wurzeln der einzelnen Familien zu finden sind.
Selbstverständlich gehen die Betreuerinnen davon aus, dass jeweils andere Dinge in den unterschiedlichen Familien wichtig sind, interessieren sich für deren Sitten und Gebräuche und lassen sich zeigen, wie die Mütter ihre Kinder wickeln oder trösten. Sie fragen nach Schlafgewohnheiten oder Ernährungswünschen. So vermitteln sie den Eltern: Ihr könnt sicher sein, dass euer Kind bei uns gut aufgehoben ist.
Auch bei der Arbeit mit den Kindern ist Vielfalt durchgängiges Thema in Gielens Film. Er zeigt Unterschiede, und sie machen Sinn: Große Familienbilder mit den Fotos aller Familienmitglieder schmücken die Wände, auf Bildern und Zeichnungen sind Kinder mit verschiedenen Hautfarben zu erkennen, Bilderbücher, Puppen und andere Materialien spiegeln die Vielfalt der anwesenden Kinder wider. Viele kleine Dinge werden von zu Hause mitgebracht, denn die Kinder sollen sich in der Tagesstätte wohl und geborgen fühlen. Deshalb werden schon bei der Eingewöhnung wichtige Begriffe in der Muttersprache erfragt. Und auch später kommen die Sprachen der Kinder im Alltag immer wieder vor, zum Beispiel in Liedern und Versen oder beim Begrüßen und Zählen im Morgenkreis.
Gemeinsam ist den Kindergärten auch die Vernetzung mit dem Umfeld, sei es bei kleinen Einkäufen in den Läden der Umgebung oder durch das Einbeziehen von Menschen aus der Nachbarschaft, die beispielsweise Musik mit den Kindern machen. Christa Seifert
Marc Gielen, Jan Peeters
Ein Wiegenlied für Hamza
Kindertagesstätten als Orte der Begegnung
Dokumentation, 50 Minuten
DVD
ISBN 978-3-937785-19-6