Kinder in Europa 25 – Den Kindern gehört die Zeit


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Liebe Leserinnen und Leser,

die Zeit flieht tatsächlich. Erst kürzlich, so scheint es, feierten wir den 10. Geburtstag unserer Zeitschrift »KINDER in Europa«, und nun liegt die Silberausgabe vor Ihnen. Wir feiern das 25. Heft mit einem passenden Thema, denn wir nehmen uns Zeit.

Im Laufe der letzten zehn Jahre erhielten in Europa immer mehr Kinder die Gelegenheit, eine Kindertageseinrichtung zu besuchen – und das zu einem frühen Zeitpunkt im Leben. Stichwort U3. Anders gesagt: Ein wachsender Teil der Kindheit findet in Bildungsinstitutionen statt. Mit dieser Entwicklung verbindet sich die Hoffnung, dass Kindertageseinrichtungen nicht nur adrette Orte sind, an denen Kinder sich treffen und Freundschaften schließen können oder sollen. Vielmehr ist die Teilhabe an frühkindlicher Bildung absolut notwendig, damit die Chancen der Kinder in der Zukunft gewahrt bleiben. Deshalb sollen Kinder frühzeitig lernen, der Literatur und den Zahlen zu begegnen – je eher, desto besser.

In unserem Jubiläumsheft stellen wir jedoch die »Der frühe Vogel fängt den Wurm« – Pädagogik in Frage und fordern ihre Befürworter aus vielerlei Gründen heraus. Der Hauptgrund: Schnelligkeit ist nur eines der vielen Qualitätsmerkmale von Zeit und sicherlich nicht das wertvollste. Denken Sie nur an die schwerwiegenden Probleme, die der Mangel an Ausdauer und Nachhaltigkeit verursacht. Andere Gesichtspunkte von Zeit, beispielsweise die Langsamkeit, passen dagegen ganz wunderbar zu Gründlichkeit, Konzentration und Hingabe. Mit solchen Begriffen lassen sich allgemein menschliche und auch professionelle Vorzüge gut beschreiben.

Kurz gesagt: Wir stehen nicht für die »schnelle Entwicklung« von Kindern in Europa. Wir fördern weder das Einhalten strikter Zeitpläne noch fixer Zeitpunkte – weder für Vögel noch für Kinder. Fangen denn alle frühen Vögel Würmer? Wie steht es um die majestätischen Eulen? Bedeutet »früh« für sie später Abend oder Tagesanbruch? Und Würmer fressen sie nur im Notfall.

Roger Prott
Chefredakteur für Heft 25 und Vertreter für die deutschsprachige Ausgabe von »KINDER in Europa«

PS.: In diesem Heft wurden die unterschiedlichen Bezeichnungen für Kindertageseinrichtungen in Europa und für die Fachkräfte den in der deutschen Sprache üblichen Begriffen angepasst.
 

In diesem Heft

Editorial
Wie lässt sich Zeit zum Thema machen?

Perrine Humblet und Marta Guzman führen in das Heft ein


Erfahrungen, Hintergründe, Beispiele
Frühkindliche Bildung und Zeit

Kindheitserfahrungen sollen von Lebensfreude geprägt sein. Ein Beitrag von Maria Carmen Silveira Barbosa

Deine Mama holt dich ab, wenn du geschlafen hast
Schon früh im Leben hören Kinder Zeitbegriffe. Wie viel verstehen sie? Auf welchen Wegen lernen sie, Zeit zu verstehen? Erfahrungen von Marta Korintus

Ein Stück über Zeit
Welche Ideen haben Kinder über Zeit? Was stellen sie sich vor, wie die Zeit vergeht – zu Hause, in der Schule, in der Zukunft? Wie entwickeln sie Zeitverständnis? Wie messen sie Zeit und stellen sie dar? Beispiele von Manuela Ravecca und dem Theaterlabor A Caval Teatro

Gelobt sei die Langsamkeit! Auch in Kindergärten!
Penny Ritscher über Pflanzen, Kinder und die Langsamkeit

Wann ist der richtige Zeitpunkt für Fortschritt?
Anfang der 1980er Jahre stellte Kuno Beller seine Entwicklungstabellen in Deutschland vor.Damals wie heute wenden sie sich gegen den Trend, den Entwicklungsstand eines Kindes monatsgenau zu bestimmen. Erfahrungen von Simone Beller

Alle Uhren tricksen uns aus
Fast unmerklich bewirkte ein neues Schulprogramm den veränderten Umgang mit Zeit – ein neues Zeitgefühl, das nicht immer zur Uhr passt. Ein Beitrag von Eulàlia Bosch

Die Zeitvorstellung junger Kinder und das Zeitverständnis unserer Gesellschaft  
Wie beeinflusst  der allgegenwärtige Zeitdruck das Leben und die Zeitvorstellungen junger Kinder? Erfahrungen von Lotta De Coster und Caroline Blanchard

Haltet die Zeit an, ihr braucht keine Uhren
Ein Krippenteam nahm die Uhren von den Wänden und ließ sich vom Tagesgeschehen inspirieren. Ein Beitrag von Christine Schuhl

Freizeit und selbstbestimmte Zeit
Das Internationale Übereinkommen über die Rechte des Kindes erkennt Erholung und die Verfügung über freie Zeit als Grundrechte von Kindern an. Wie diese Rechte im Leben von Kindern eingelöst werden, hängt aber davon ab, wo sie leben. Gedanken von Gaëlle Amerijckx

Eile ist nicht enkeltauglich
Till Bastian argumentiert gegen eine scheinbar unausweichliche Entwicklung

Zeitblasen
Können Eltern heute den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen? Trauen wir uns zuzugeben, dass wir manchmal zwar  anwesend, aber nicht präsent sind? Fragen von Paul O’Grady

Zeit
Frühkindliche Bildung braucht Zeit, Nachdenken und Zweifel. Ein Plädoyer von Susanna Mantovani

Über den Wert der Zeit und die Kompliziertheit … des Einfachen
Die Zeit hält, wenn wir zu Zeugen von Beziehungen, Gedankenverbindungen und Entdeckungen werden. Besondere Momente aufgeschrieben von Eva Jansà
        
Zeit für Kinder zum Spielen? Zeit für Geduldsübungen der Erzieherinnen  
In einer Krippe in Bologna gibt es zwei verzauberte Spielzonen. Im Garten und im Sandkasten steht die Zeit nicht still – sie existiert gar nicht. Ein Beitrag von Beatrice Vitali


Im Fokus
Zeit für Kinder

Roger Prott im Gespräch mit Anna Tardos


 

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